In Anerkennung der geleisteten Verdienste, die sein gesamtes Lebenswerk umfassen, wurde Herrn Georg Jagdhuhn aus Brandenburg an der Havel das Verdienstkreuz 1. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland verliehen.

Der Pirckheimer-Freund Georg Jagdhuhn wurde am 12. 8. 1913 in Brandenburg (Havel) geboren. Er lernte Buchdrucker, war im Buchvertrieb tätig und ist seit 1984 im Ruhestand.
Seit seiner frühesten Jugend war Herr Jagdhuhn in der evangelischen Kirche in Brandenburg a.d. Havel tätig. Zusammen mit dem mutigen Brandenburger Vormundschaftsrichter Lothar Kreyssig war er einer der entschiedensten Kämpfer gegen die Verfälschung des Evangeliums und den Einzug des NS-Ungeistes in die evangelische Kirche. Bis zu seiner Einberufung am 1. 9. 1939 arbeitete er in der Druckerei des Christlichen Vereins Junger Männer (CVJM) im Wichernhaus. Unmittelbar nach seiner Rückkehr aus sowjetischer Kriegsgefangenschaft im November 1948 übernahm er den Buchvertrieb im Wichernhaus und war bis 1982 Leiter des "Evangelischen Schriftvertriebes".
Georg Jagdhuhn hat sich in den Dienst der Aktion Sühnezeichen gestellt und an der Aussöhnung mit Polen und den anderen vom Nationalsozialismus unterjochten Ländern im Osten Deutschlands mitgewirkt.
Schon 1950 begann er mit der Jungen Gemeinde im Bereich des Domstiftes Brandenburg am Beetzsee eine alte Ziegelei zu einem Rüstzeitheim für behinderte Jugendliche auszubauen.

Besondere Hervorhebung verdient der Einsatz von Herrn Jagdhuhn für das Wiederauffinden der Franziskanerbibliothek. Sie stammt aus dem im Jahre 1237 in Brandenburg gegründeten Franziskanerkloster und gelangte im Zuge der Säkularisierung in den Besitz der St. Gotthardkirche. 1922 wurde sie auf Grund eines Leihvertrages in die Staatsbibliothek nach Berlin gebracht. Zusammen mit Beständen der Staatsbibliothek wurde sie zum Schutz vor Kriegseinwirkungen in die Abtei des schlesischen Grüssow, dem heutigen Kreczow ausgelagert. Infolge der Kriegswirren verloren sich die Spuren der Bibliothek. Die Bibliothek ist das seltene Beispiel einer noch erhaltenen märkischen Klosterbibliothek mit 162 Bänden Wiegendrucke und 133 Drucken des frühen 16. Jahrhunderts. Als ein Denkmal brandenburgischer Buchkultur ist die Bibliothek einmalig, da sie, wenn man die in der Staatsbibliothek zu Berlin erhaltenen Handschriften mit einbezieht, die größte und leistungsfähigste und am besten erhaltene mittelalterliche Gebrauchsbibliothek aus der Mark und für die Erforschung der Landesgeschichte von nicht zu überschätzender Bedeutung ist. Bereits seit 1949 forschte Herr Jagdhuhn nach dem Standort der Bibliothek. Durch intensive Suche gelang es ihm 1983 herauszufinden, dass sie sich in der Jagiellonischen Universtitätsbibliothek in Krakau befindet. Ohne seinen persönlichen Einsatz wäre womöglich die Franziskanerbibliothek noch heute nicht wieder aufgefunden worden. Sollte sein Traum der Rückführung der Franziskanerbibliothek in Erfüllung gehen, ist im Domstift und Dommuseum in Brandenburg schon ein Raum für rund 300 Drucke vorgesehen.

Nach wie vor ist Herr Jagdhuhn ehrenamtlich in Vereinen und Verbänden tätig, wie u. a. im Historischen Verein von Brandenburg an der Havel, den er mit gegründet hat und als Vorstandmitglied noch tätig ist.