Redaktionsschluss 6. Juli 2010
Wir gratulieren
unseren Mitgliedern
Neue Mitglieder
Die Steglitzer Werkstatt
„Schönste Bücher 2009“ in Berlin
Exkursion ins
Anhaltinische
Eva Natus-Šalamoun
Die Finissage der Ausstellung »Die schönsten deutschen Bücher 2009«
Quedlinburg und Halberstadt
Bibliophilie am
Kindertag?
Von Lichtern
gestreichelt
Werkstattbesuch
bei Mario Derra
Wir gratulieren unseren Mitgliedern. Zum 60. Geburtstag: Reinhard Grüner
(München) am 14. 10., Norbert Niechoj (Mülheim an der Ruhr) am 25. 11., Thomas
Müth (Sonsbeck) am 19. 12. Zum 65. Geburtstag: Susanne Koppel (Hamburg) am 31.
10. Zum 70. Geburtstag: Reinhard Selz (Magdeburg) am 4. 11., Dr. Christoph
Weismann (Tübingen) am 24. 11., Dr. Onno Feenders (Emden) am 13. 12. Zum 75.
Geburtstag: Konrad Hawlitzki (Berlin) am 13. 10., Dr. phil. h.c. Friedrich
Pfäfflin (Marbach am Neckar) am 9. 12., Wolfgang Behring (Werneuchen) am 20. 12.
Zum 80. Geburtstag: Dr. Claus Masuck (Berlin) am 15. 11., Ulrich Lindner
(Neu-Anspach) am 25. 12. Zum 81. Geburtstag: Dr. Margit Wille (Berlin) am 12.
10. Zum 85. Geburtstag: Rudolf Schmalz (Halle) am 4. 12. Zum 86. Geburtstag: Dr.
sc. Peter Hoffmann (Nassenheide - Löwenberger Land) am 9. 11., Gunther Ball
(Neubrandenburg) am 1. 12. Zum 87. Geburtstag: Lotte Rhein (Wismar) am 29. 11.
Zum 90. Geburtstag: Prof. Dr. Wolfram Körner (Berlin) am 20. 11. Zum 96.
Geburtstag: Ursula Krüger (Potsdam) am 26. 11.

Neue
Mitglieder: Rosemarie Bobach, Souffleuse, Berlin. Sven Uftring,
Schriftsetzer, Mediengestalter, Medienproduktioner, Verleger, Bad Nauheim. Paul
Remmel, Verleger, Bonn. Martin Rosenberg, Lehrer, Troisdorf. Rolf Fuhlendorf,
Richter, Hamburg.

Die Steglitzer Werkstatt stand im
Mittelpunkt des Berlin-Brandenburger Pirckheimer-Abends am 22. April im
Studiensaal der Kunstbibliothek am Potsdamer Platz. Dr. Anita Kühnel, Leiterin
der Sammlung Graphik-Design, betonte gleich zu Beginn, daß es sich um ein
besonderes Thema ihres Hauses handelt: Hans (Jean) Loubier, wissenschaftlicher
Mitarbeiter der Kunstbibliothek und für Buchkunst zuständig, hatte im August
1903 einst in einem sehr schönen Sonderheft der Zeitschrift Kunst und Dekoration
mit einem aufsehenerregenden Beitrag der Steglitzer Werkstatt den „Start in die
Welt“ ermöglicht.
Die Steglitzer Werkstatt, eine von den Schriftkünstlern F. H. Ehmcke, F. W.
Kleukens und Georg Belwe im Oktober 1900 in Berlin-Steglitz gegründete
Druckwerkstatt, die sich 1905 offiziell wieder auflöste, verstand sich als
engagierte Gegenbewegung zur vorherrschenden Mode, insbesondere der
Jugendstiltypographie, strebte die Erneuerung der Druckkunst durch die
Verbindung von künstlerischer Gestaltung und gewerblicher Zweckdienlichkeit an.
Die jungen Künstler, alle im Jahre 1878 geboren, waren als Buchdrucker
eigentlich Laien und begannen recht bescheiden in einer Dachwerkstatt des Hauses
von Belwes Vater, einem Kolonialwarenhändler, in der damaligen Fichtestraße 59.
Ehmcke und Belwe kannten sich schon aus der lithographischen Arbeit während der
Lehr- und Studienzeit. Zu den ersten Aufträge gehörten Visitenkarten,
Einladungen, Festkarten, Signets … Zum Markenzeichen der Werkstatt wurden die
(vielfach gemeinsamen) Entwürfe für „Syndetikon“, die Klebemittelfirma von Otto
Ring: Werbemarken, Klebeetiketten, Werbekarten, Signets, Verpackungen, Angebots-
und Preiskataloge, auch Plakate.
Die bald zu klein gewordene Werkstatt konnte erweitert werden, auch andernorts:
So wurde zunächst ein Hühnerstall ausgebaut, der den Hahn gar zu einer Art
Werkstatt-Symbol werden ließ, wie überhaupt Tierdarstellungen sehr beliebt
waren: Frosch, Katze, Marabu … Von F. H. Ehmcke ist überliefert, daß Belwe eher
der Handwerker, Kleukens der Zeichner und er selbst für Finanzen zuständig
gewesen sei. Hauptanliegen war und blieb die Pflege der Druckkunst. Gleich 1902
wurde zunächst die Eckmann-Schrift erworben. Die Behrens-Schrift, die sogenannte
neudeutsche Schrift, eine Art Kompromiß zwischen Fraktur und Antiqua, kam bald
hinzu. Schöne Beispiele der eigenen Schriften von Ehmcke und Kleukens waren zu
betrachten: die Ehmcke-Antiqua, die Ehmcke-Schwabacher, die Kleukens-Fraktur …
Belwes Stärke waren Signets und Exlibris. Auch Frauen spielten zeitweilig eine
Rolle. Ehmckes erste Ehefrau war Mitglied der Werkstatt, Hampelmänner für
Syndetikon sind von ihr bekannt. Außerdem sind Elfriede Wendland (auch
Wendlandt) und Helene Varges als Mitarbeiterinnen nachgewiesen.
Im Jahre 1971 konnte der Nachlaß der Firma Syndetikon von der Kunstbibliothek
erworben werden, so ist die Firmengeschichte bestens dokumentiert. Darin finden
sich Zeichnungen von Ehmcke und Kleukens, selbst Originalleim ist erhalten. Die
Steglitzer Werkstatt verstand sich auch als Schule. Sie entwickelte
Unterrichtsprogramme für die Kunstgewerbe-Unterrichtsanstalt, als Beispiel lag
ein Lehrplan für das Jahr 1904/05 zur Ansicht bereit. Einer der Schüler war der
später in Stuttgart wirkende Ernst Schneidler.
Schließlich gab es einen Ausblick auf den weiteren Weg Ehmckes, Kleukens´ und
Belwes nach Auflösung der Werkstatt. Kleukens war schon 1903 einem Ruf nach
Leipzig gefolgt, bevor er in die Darmstädter Künstlerkolonie berufen wurde und
dort seine schönsten Bücher machte, Pressendrucke als Liebhaberstücke in kleinen
Auflagen: Goethes Hermann und Dorothea, Oscar Wildes Der Priester und der
Ministrant, Das Buch Esther… Ehmcke folgte einer Einladung von Peter Behrens
nach Düsseldorf und wirkte seit 1913 als Professor für angewandte Kunst und
Gründer seiner Rupprecht-Presse in München. Belwe wurde Nachfolger von Kleukens
in Leipzig, stand dort aber im Schatten von Walter Tiemann. Und war bald auch
vergessen.
Der Abend bot einen lebendigen Rückblick auf ein interessantes Kapitel der
Berliner Druckkunstgeschichte. Ganz nebenbei war zu erfahren, daß am 9. Juli
1958 in Steglitz, Lepsius- Ecke Zimmermannstraße, in Anwesenheit des
„hochehrwürdigen Professors Ehmcke“ und der „betagten Witwe Belwes“ eine
Gedenktafel für die Steglitzer Werkstatt enthüllt wurde. (Die Fichtestraße war
1934 in Lepsiusstraße umbenannt worden.) Doch auch daran wurde erinnert, daß der
82jährige Ehmcke am 29. Januar 1960 auf einem Leipziger Pirckheimer-Abend, aus
München kommend, einen Vortrag über Karl Rössing hielt und einen schönen
Rössing-Band (Text, Auswahl, Gestaltung) bei C. H. Beck München herausgab, der
1963 auch im Verlag der Kunst erschien; der Pirckheimer-Freund Richard Täufel
hatte ihn zur Freude aller mitgebracht.
U. Lang

„Schönste Bücher
2009“ in Berlin. Am 6. Mai strömten frühzeitig viele Bücherfreunde in
den Studiensaal der Kunstbibliothek Berlin, wo die insgesamt etwa 70
ausgezeichneten Werke schon zur Besichtigung bereitlagen. Die Geschäftsführerin
der Stiftung Buchkunst, Uta Schneider, konnte außer den Berlin-Brandenburger
Pirckheimern auch mehrere Preisträger und Juroren dieses Jahrgangs begrüßen. Mit
1035 Einsendungen aus 440 Verlagen wurde die seit Jahren stetig steigende
Bücherflut zwar leicht eingedämmt, dennoch kamen nach der dreitägigen
Arbeitsphase der Ersten Jury noch zirka 300 Bücher in die engere Wahl, über die
die Zweite Jury befinden mußte. Nach weiteren vier Tagen intensiver Diskussion,
über die Uta Schneider lebendig berichtete, wurden dann 47 Titel mit dem
Prädikat „Eines der schönsten deutschen Bücher“ ausgezeichnet sowie 17
Anerkennungen ausgesprochen. Eine Sonderjury vergab die drei Preise der Stiftung
Buchkunst. Der Erste Preis ging an ein poetisches illustriertes Buch einer
jungen Künstlerin, das aber wegen der exakten Informationen als Sachbuch
eingestuft wurde: Atlas der abgelegenen Inseln. Fünfzig Inseln, auf denen ich
nie war und niemals sein werde, erschienen im mareverlag, Hamburg, und schon als
Lizenzausabe von der Büchergilde Gutenberg übernommen. Text, Illustrationen,
Satz, Konzept und Typographie von Judith Schalansky, Berlin. Die anwesende
Autorin erklärte auf sympathische Weise ihre Intentionen. Ebenfalls zu diesem
Pirckheimer-Abend auskunftsbereit erschienen war das Jurymitglied und
Preisträger eines der drei Förderpreise für junge Buchgestalter, Nicolas
Bourquin. Er hatte das bei der Universität der Künste Berlin erschienene Buch
Design Reaktor Berlin gestaltet. Die weiteren Preise der Stiftung Buchkunst
gingen an die Verlage S. Fischer, Steidl und Rowohlt, darunter ein
selbsterzähltes und -illustriertes Jugendbuch von Nadia Budde.
Die Gruppe 6, Kinder- und Jugendbücher, war mit acht Prämierungen und zwei
Anerkennungen diesmal erfreulich stark vertreten, je zwei „Schönste“ holten die
Verlage Beltz & Gelberg, Weinheim, und Hinstorff. In der Gruppe 1, Allgemeine
Literatur, glänzte der Leipziger Bibliophilen-Abend mit zwei Editionen:
Aischylos' Persern und einer Blaubart-Anthologie mit Holzschnitten von Klaus
Süß. Der Carl Hanser Verlag brachte einen eleganten Herman-Melville-Band heraus,
und Alfred Kubins Andere Seite fand wohlgestaltet bei Suhrkamp eine neue Heimat.
An der Spitze der wissenschaftlichen Bücher (Gruppe 2) stand die 18bändige
Neuausgabe von Kindlers Literatur Lexikon für stolze 2400 Euro. Uta Schneider
hob aber besonders ein zweibändiges Bild- und Atlaswerk über Venedig, Migropolis/Venice,
von Wolfgang Scheppe hervor, das in englischer Sprache bei Hatje Cantz erschien
und im internationalen Wettbewerb eine Bronzemedaille erhielt. Die „Goldene
Letter“ der internationalen Jury ging an ein sonderbares Produkt des Instituts
für Buchkunst Leipzig, das zwar keine Prämierung als „Schönstes Buch“, aber
einen Förderpreis für junge Buchgestalter errang: XX. Die SS Rune als
Sonderzeichen auf Schreibmaschinen. In akribischer Archivarbeit haben sich die
drei jungen Autoren und Gestalter des Bandes Aileen Ittner, Elisabeth Hinrichs
und Daniel Rother, Leipzig, des spröden Themas angenommen. Nicht alle
Auszeichnungen wurden von den Anwesenden widerspruchslos hingenommen, so wurde
bei Jürgen Osterhammels Geschichte des 19. Jahrhunderts (bei C. H. Beck)
bemängelt, daß sie für einen Band zu umfänglich und so nur schwer handhabbar
sei. Das mit einer Anerkennung bedachte Schweizer Kunstbuch Mortadella erregte
bei aller Perfektion der Umsetzung der gemalten Bilder bei manchem doch nur
Kopfschütteln über den Sinn dieser Kunstfertigkeit. Doch die Zeit schritt voran
und die andauernden Gespräche beschloß Uta Schneider mit einem Hinweis auf den
Katalog, der für 12 Euro zu haben ist und diesmal von einem vorjährigen
Förderpreisträger gestaltet wurde.
Konrad Hawlitzki

Exkursion
ins Anhaltinische. Bei schönstem Reisewetter führte die Exkursion des Jahres
2010 die Berlin-Brandenburger Pirckheimer am 26. Juni mit dem Bus zu den
Kulturdenkmalen in Wörlitz und Oranienbaum. Sehr sachkundige und einfühlsame
Führungen durch beide Schlösser bleiben im Gedächtnis. Für die wunderbaren und
aufwendig gepflegten Parks reichte die Zeit nur zur Anregung, unbedingt
wiederzukommen. Im Kleinstaat Anhalt-Dessau Mitte des 18. Jahrhunderts
entstanden, gilt der Wörlitzer Park als ein Bekenntnis zur gestalteten
Landschaft. Er dokumentierte zu jener Zeit die Rousseausche Forderung „Zurück
zur Natur“, und sein Ruhm verbreitete sich in ganz Europa. Unzählige antike
Plastiken in Park und Schloß künden von der Neuentdeckung der griechischen und
römischen Antike. Im Schlafzimmer Leopolds des III. sahen sich die erheiterten
Pirckheimer mit einer unbekannten Vokabel konfrontiert: Der Rückenakt einer
stehenden Schönen wird als „Prachtärschige“ benannt; kaum eine antike, wohl eher
eine Wortschöpfung des heutigen „Tourismusmarketingmanagement“. In August von
Rodes Beschreibung des Fürstlichen Anhalt-Dessauischen Landhauses und Englischen
Gartens zu Wörlitz von 1814-1818 ist diese Bezeichnung jedenfalls nicht zu
finden. Eine Neuausgabe des Mitteldeutschen Verlags Halle 2008 mit 35
eindrucksvollen Zeichnungen von Claudia Berg (Federzeichnungen mit Sepiatusche
auf originalen Pfandleihbriefen des 19. Jahrhunderts, Januar-April 2008)
vermochte jeden bibliophilen Teilnehmer zu erfreuen. – Vorbei an neuentstandenen
Seenlandschaften (Muldenstausee, Bernsteinsee) bildete der abschließende Besuch
im nahegelegenen Buchdorf Mühlebeck-Friedersdorf, mit Stöbern in neun
Antiquariaten und individueller Kaffeetafel, den stimmigen Abschluß der rundum
gelungenen Tour. Lob und Preis dem Organisator Hans-Udo Wittkowski.
Robert Wolf

Eva
Natus-Šalamoun. Zu den Künstlern, deren Werke in den letzten Jahren oft
im Blickfeld der kunstinteressierten Hallenser standen und die sich zudem der
besonderen Sympathie der buchfreundlichen Pirckheimer erfreuen, gehört seit
Jahrzehnten schon die in Halle und Prag lebende Graphikerin, Illustratorin und
Animationsfilmerin Eva Natus-Šalamoun. Eine Begegnung mit ihr, die am 25. Mai
2010 erfolgte, war daher ein bereits mit Vorfreude erwartetes Ereignis für die
halleschen Pirckheimer-Freunde.
Nachdem der Vorsitzende der Gruppe, Dr. Hans-Georg Sehrt, die Künstlerin begrüßt
und kurz vorgestellt hatte (siehe auch seinen Beitrag Auf der Suche nach Emet in
MARGINALIEN (H. 196, 2009), erfuhren die Anwesenden nun von der Künstlerin
selbst alles Wissenswerte über ihren Werdegang, die Schwerpunkte ihres Schaffens
und auch das, was die eigentlich im „Ruhestand“ befindliche und zwischen Prag
und Halle pendelnde Eva Natus-Šalamoun heute bewegt und bewirkt. Lebendig und
ungezwungen berichtete sie von ihren künstlerischen Anfängen in Halle, wo sie
geboren wurde und auch aufwuchs. Ihr ursprünglicher Berufswunsch galt dem
Goldschmiedehandwerk, doch wurde ihre Kreativität bald auf andere künstlerische
Bahnen geleitet. So arbeitete sie zunächst praktisch als Gebrauchswerberin,
bevor sie mit achtzehn Jahren ein Studium an der Hochschule für industrielle
Formgestaltung, Fachrichtung Gebrauchsgraphik, an der „Burg“ in Halle aufnahm.
1960 legte sie hier ihr Diplom ab. Frühzeitig schon und durch ihren Vater
angeregt, zeigte sich ihr Interesse für den Trickfilm, und durch die bestehenden
Kontakte zur Hochschule für bildende und angewandte Kunst UMPRUM in Prag bekam
sie eine Aspirantur im Atelier für Animationsfilm. Hier, bei Prof. Dr. Adolf
Hoffmeister, und bei Prof. Elmar Klos an der Prager Hochschule für Film FAMU
erwarb sie die nötigen Kenntnisse, um 1963 bis 1965 als Regisseurin und
Gestalterin im DEFA-Trickfilmstudio Dresden und anschließend freischaffend auf
diesem Sektor zu arbeiten. Durch ihre Heirat mit dem bekannten tschechischen
Künstler Jiří Šalamoun wurde Prag zu ihrer zweiten Heimat.
In Deutschland wurde Eva Natus-Šalamoun vor allem ihrer phantasievollen und
verspielten Illustrationen wegen bekannt, die in erster Linie dem Kinderbuch
galten. Doch auch die ihrer Bildwelt aufgeschlossenen Erwachsenen konnten und
können sich an ihren farbenfrohen und skurrilen Zeichnungen, beispielsweise zu
Christian Morgenstern, aber auch zu zeitgenössischen Autoren und Dichtern,
erfreuen. Knapp fünfzig Illustrationsfolgen hat sie geschaffen, und viele ihrer
Bücher konnten an diesem Abend auch betrachtet werden. Daß Eva Natus-Šalamoun
auch in Halle immer gegenwärtig geblieben ist, belegt ein 1985 erfolgter
Lehrauftrag an ihrer einstigen Ausbildungsstätte, der „Burg“, der ab 1993 in
eine Professur im Fach Kommunikationsdesign überging, die sie bis zu ihrem
Ruhestand innehatte. Die Achtung ihrer Studenten zeigt bis heute, daß sie auch
hier beliebt und erfolgreich war. Obwohl sich Eva Natus-Šalamoun nach ihrer
Emeritierung nun wieder verstärkt ihren freien Arbeiten zuwenden konnte,
übernahm sie noch einzelne Lehrverpflichtungen, und ihre lebendigen Ausführungen
über ihre einjährige Gastprofessur in Albanien beschlossen den interessanten
Abend. Für die kleine Pirckheimer-Gruppe in Halle war die Begegnung mit Eva
Natus-Šalamoun, die mit Fug und Recht als Halles erfolgreichste Buchkünstlerin
angesehen wird, ein besonderes Erlebnis.
Ute Willer

Die Finissage
der Ausstellung »Die schönsten deutschen Bücher 2009« am 20. April 2010 im
Leipziger Haus des Buches hatte noch einmal ein beachtliches Publikum angezogen,
das an der alljährlich vom Leipziger Bibliophilen-Abend gemeinsam mit der
Stiftung Buchkunst ausgerichteten Gesprächsrunde teilnehmen wollte. Zunächst
wurden die Bücher aus den Vitrinen geholt und zu genauerer Einsichtnahme und
Beurteilung ausgelegt. Nach einem durch die Geschäftsführerin der Stiftung, Uta
Schneider, gegebenen Überblick über den Bücherjahrgang 2009 schilderten drei
Juroren ihre Eindrücke, Heidrun Drabke (Kunst- und Verlagsbuchbinderei Leipzig)
und Andreas Pöge (PögeDruck) von der ersten, Julie August (Verlag Klaus
Wagenbach) von der zweiten Jury. Wie in den Vorjahren zeichneten sich die Kunst-
und Fotobücher, die mit 313 Einsendungen fast ein Drittel aller eingereichten
Titel und damit die stärkste der acht Wettbewerbsgruppen stellten, durch
hervorragende Druckqualität aus. Deshalb legte die Jury hier auch besonders
strenge Maßstäbe an, anders als etwa bei den Schul- und Lehrbüchern, den
Sorgenkindern der Jury seit vielen Jahren. Hier behindern die ständig im Wandel
befindlichen Lehrpläne, die föderale Zersplitterung des Bildungswesens, die
scharfe Konkurrenz der Schulbuchverlage und – nicht zuletzt – die vielen Köche,
die mitrühren wollen, die Herausbildung von Gestaltungskonzepten, die
gleichermaßen die Lernfreude wie die ästhetische Bildung befördern. Ein häufiger
Schwachpunkt bei den eingereichten Büchern ist die Qualität der Bindung:
Buchdeckel sperren, Broschuren lassen sich schlecht aufschlagen und schnappen
zu. Neue, experimentelle Einbandlösungen werden kaum noch riskiert, dafür
schiebt sich der Buch(werbe)umschlag immer mehr in den Vordergrund. Die
Innenarchitekur der Bücher (zumindest der prämierten) ist erfreulicherweise
ruhiger geworden, weniger Buntheit, weniger Designerallüren, weniger Labyrinth,
dafür in aller Regel gute Lesetypographie, überlegte Bildregie, übersichtliche
und geordnete Apparate. Und natürlich wurde freudig vermerkt, daß sich die alte
(ehemalige) Buchstadt Leipzig mit 8 von 47 Prämierungen wacker geschlagen hat,
darunter je zwei für attraktive Linolschnittbücher des kleinen Lubok Verlages
und für bibliophile Editionen des Leipziger Bibliophilen-Abends (Die Perser;
Blaubart). Dazu kommen noch ein Förderpreis und eine Anerkennung. Auch das
Leipziger Buchgewerbe hat gut abgeschnitten, die Kunst- und Verlagsbuchbinderei
ist allein an sechs prämierten Titeln beteiligt. Lange wurde noch in den
ausliegenden Siegertiteln – zustimmend oder kritisch – geblättert: Der Atlas der
entlegenen Inseln erfreute, hingegen fand das mit der „Goldenen Letter“
ausgezeichnete Buch XX. Die SS-Rune als Sonderzeichen auf Schreibmaschinen keine
ungeteilte Wertschätzung, und das Schweizer Buch Mortadella erntete (fast) nur
Spott. – Für den anregenden, kritisch-optimistischen Bücherabend ist allen
Beteiligten herzlich zu danken.
H. K.

Quedlinburg
und Halberstadt waren Ziel der diesjährigen Frühjahrsexkursion des Leipziger
Bibliophilen-Abends am 24. und 25. April 2010. Der Besuch Quedlinburgs, das auf
der Weltkulturerbeliste der UNESCO steht, lohnt sich freilich jederzeit und
allein schon wegen seiner 1200 Fachwerkhäuser aus sechs Jahrhunderten und der
beeindruckend über der Stadt gelegenen ehemaligen Stiftskirche St. Servatii mit
ihrer Krypta, den Kirchenschätzen und den überwältigenden Fragmenten eines
geknüpften Bildteppichs um 1200 – des ältesten bekannten Teppichs in dieser
Technik überhaupt – mit der allegorischen Darstellung der Hochzeit des Merkur
mit der Philologie (nach Marcianus Capella). Inmitten des Quedlinburger
Fachwerks überrascht den Besucher auch ein spannender Hort der Moderne – die
Lyonel-Feininger-Galerie. Diese heute zum Verbund der Stiftung Moritzburg –
Kunstmuseum des Landes Sachsen-Anhalt gehörende Einrichtung bewahrt einen Teil
des künstlerischen, vor allem druckgraphischen Œuvres des berühmten
deutsch-amerikanischen Künstlers. Die Sonderausstellung Lyonel Feininger.
Aquarelle und Federzeichnungen aus der Sammlung Dr. Hermann Klumpp war sicher
der Höhepunkt dieses Tages für die Leipziger Bibliophilen, die sich nicht satt
sehen konnten an den Meisterblättern des Feiningerschen Zeichnens und
Aquarellierens, deren tiefe Schattierungen und feinste Nuancierungen
reprographisch kaum wiedergegeben werden können. Unter dem Ausstellungstitel
erschien ein empfehlenswertes, von Björn Egging herausgegebenes
Bestandsverzeichnis der Aquarelle und Federzeichnungen (15 Euro, ISBN
978-3-910064-01-0). Der erste Exkursionstag endete mit einer Busfahrt nach
Halberstadt und dem gemeinsamen Abendessen im Parkhotel Unter den Linden.
Eine Vorschau auf den folgenden Tag und die Sehenswürdigkeiten Halberstadts bot
Dr. Ute Pott, Direktorin des Gleimhauses, die dann am Sonntag auch ausführlich
und engagiert informierte über die Sammlung, Bewahrung und Erschließung eines
der ältesten deutschen Literaturmuseen, das in dem von der Bundesregierung
herausgegebenen Blaubuch. Kulturelle Gedächtnisorte mit besonderer nationaler
Bedeutung enthalten ist. Für nicht wenige der Mitgereisten erschloß sich hier
durchaus literarisches und auch bibliophiles Neuland. Das Gleimhaus,
eingerichtet 1862 im Wohnhaus des Dichters, Domsekretärs, Sammlers und Mäzens
Johann Wilhelm Ludwig Gleim (1719-1803), beherbergt heute seinen ursprünglich
durch eine Familienstiftung bewahrten Nachlaß, der sich beschreiben läßt mit
drei großen B-Bestandteilen: Bilder, Bücher und Briefe. Der Zusammenklang dieser
Hinterlassenschaften ergibt ein einmaliges kulturgeschichtliches Monument der
Aufklärung und der sie prägenden Ideale Freundschaft und Geselligkeit. Zu den
Besonderheiten dieses Literaturmemorials gehört der Gleimsche
„Freundschaftstempel“ mit seinen knapp 130 Porträts von Dichterkollegen und
Zeitgenossen, die zum größten Teil unmittelbar für Gleim angefertigt wurden. So
kann der Besucher Zwiesprache halten mit Klopstock, Ewald von Kleist, Lessing,
Herder, Wieland, Jean Paul, Bürger, Claudius, Seume, der Karschin und vielen
anderen, deren Bücher dann auch in Gleims Bibliothek zu finden sind. Für die
Betrachtung hätte sich der bibliophile Besucher allerdings ein wenig mehr Zeit
und ungehinderten Einblick in die Bestände gewünscht. – Ein vorzüglich geführter
Stadtrundgang verdeutlichte, wie sich das vom Krieg nahezu ausgelöschte
Halberstadt auf respektable Weise um das Überkommene bemüht und die eigene
historische Schuld nicht vergißt. Das Stadtbild wird geprägt durch Sakralbauten
wie den gotischen Dom St. Stephanus und St. Sixtus und die romanische
Liebfrauenkirche, Mauerreste erinnern an die barocke Synagoge, die während der
Novemberpogrome 1938 zerstört wurde. – Alles in allem eine gelungene Exkursion
2010, für die dem Organisator und Reiseleiter (wie auch Petrus für das herrliche
Frühlingswetter) herzlich zu danken ist.
Eberhard Patzig

Bibliophilie am Kindertag? – da kann es natürlich nur um das Kinder- und
Jugendbuch gehen, ein Thema, das die Leipziger Bücherfreunde stets interessiert
und nun am 1. Juni 2010 eine Neuauflage im Deutschen Buch- und Schriftmuseum
erlebte. Nach freundlicher Begrüßung durch die Leiterin des Museums, Dr.
Stephanie Jacobs, öffnete Gabriele Netsch, zuständig für die Sammlung
„Künstlerische Drucke“, ein Füllhorn schönster, interessanter, verblüffender,
überraschender oder irritierender Kinderbücher. Zu sehen waren zunächst markante
Beispiele aus der früheren Geschichte dieses Mediums in Nachdrucken, von denen
vor allem Comenius’ Orbis sensualium pictus von 1658 (Prag 1956) wegen seiner
enormen Bedeutung für die Herausbildung unterschiedlicher Buchformen genannt
werden muß. Einen beachtlichen Aufschwung erlebte das Kinderbuch im Gefolge der
Aufklärung und in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts: welche Fülle, welcher
Ideenreichtum, welche gestalterische Vielfalt! In den teils beweglichen oder
herausnehmbaren kolorierten Kupferstichen und Lithographien in Leopold Chimanis
Bunten Scenerien aus dem Menschenleben (um 1836) lebt noch die Erinnerung an die
älteren Augsburger Ausschneidebögen und Papiertheater, zugleich aber sind sie
schon ein Vorgriff auf die Verwandlungs- und Bewegungsbücher im 20. Jahrhundert.
Dessen Beginn ist weithin geprägt von den prächtigen Produktionen im Geiste des
Jugendstils, wie den vorgezeigten Büchern aus der Wiener Künstlerwerkstatt
Heinrich Leffler/Joseph Urban oder auch dem kleinformatigen Nibelungen-Bändchen
aus Gerlachs Jugendbücherei mit den Illustrationen Carl Otto Czeschkas von 1908.
Der Verlust der patriarchalischen, bürgerlichen Werteordnung nach dem Ersten
Weltkrieg spiegelt sich auch im Kinder- und Jugendbuch wider. Der Einfluß von
Fotografie und Film verändert Optik und Sehgewohnheiten; neue Kunstformen und
die Versachlichung der Typographie wirken hinein in Gestaltung und Bebilderung.
Erwähnt seien Kurt Schwitters und sein überragendes Märchen vom Paradies
(zusammen mit Käte Steinitz, 1924), Hilde Krügers Hurleburles Wolkenreise (1926)
und Alexander Bortnyiks Die Wunderfahrt (Verse von Albert Sixtus, um 1929).
Politische Propaganda und Instrumentalisierung des Kinderbuchs – ein eigenes
Thema, das nur kurz gestreift werden konnte mit zwei Beispielen in
herstellerisch interessanter Machart aus der NS-Zeit. Besonders reich sind die
Bestände des Museums aus der Nachkriegszeit, seit der das Kinder- und Jugendbuch
als wesentliche Literaturgattung erkannt und nachdrücklich gesammelt und
gepflegt wird. So finden sich Klassiker des Kinderbuchs aus allen
Himmelsrichtungen: Werner Klemkes geniale Bild- und Schriftfindung zu Munro
Leafs Ferdinand der Stier von 1969 und Joan Mirós Karneval der Harlekine (Text
von Josef Guggenmos, 1981), Kvĕta Pacovská und Leo Lionni, Klaus Ensikat und
Tomi Ungerer und viele andere, nicht zu vergessen die Arbeiten der
künstlerischen Hochschulen wie der HGB Leipzig und das originalgraphisch
ausgestattete Kinderbuch oder das Künstler-Bilderbuch, letzteres natürlich nicht
für die Kinderhand bestimmt. – Dankbar sei zum Schluß erwähnt, daß das Deutsche
Buch- und Schriftmuseum diese Veranstaltung trotz des Umzugs in die neuen Räume
des Erweiterungsbaus ermöglichte.
Eberhard Patzig

Von
Lichtern gestreichelt war, in Anlehnung an einen Titel von Kasimir
Edschmid, der Leipziger bibliophile Abend am 15. Juni 2010 überschrieben, an dem
Prof. Dr. Lothar Hübl aus Hannover die im Paul Steegemann Verlag von 1919 bis
1923 herausgegebene Reihe Die Silbergäule vorstellte. Unter den
avantgardistischen deutschen Buchserien des frühen 20. Jahrhunderts ragen die
Silbergäule neben der Reihe Der jüngste Tag des Kurt Wolff Verlages heraus. Im
Programm nicht so homogen wie diese, finden wir bei den Silbergäulen
expressionistische und dadistische Texte neben solchen klassischer Autoren, aber
auch Essayistisches wie die kommunistisch geprägte Programmschrift Das neue
Leben von Heinrich Vogeler, Parodien von Hans Reimann und selbst Graphikausgaben
wie Die Kathedrale mit Lithographien von Kurt Schwitters. Jedoch bilden die
dadaistischen Veröffentlichungen, etwa Anna Blume von Kurt Schwitters, Walter
Serners Manifest Letzte Lockerung, Richard Huelsenbecks En avant dada, Melchior
Vischers Sekunde durch Hirn und Hans Arps Wolkenpumpe, das bis heute
unvermindert wirksame Zentrum der Buchreihe.
Nach einem kurzen Überblick über die kraftvolle hannoversche Kulturlandschaft in
den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg, für die Namen wie Schwitters und El
Lissitzky, die Kestner-Gesellschaft und eine reiche literarische Szene stehen,
machte der Referent mit Paul Steegemann (1894-1956) bekannt, der sich, aus
kleinen Verhältnissen stammend und ohne höhere Schulbildung, zum Buchhändler
ausbildet und als Handlungsgehilfe bei Schmorl & von Seefeld tätig wird. Bald
jedoch des täglichen Einerleis hinter der Ladentheke überdrüssig, beschließt er
Bücher zu verlegen statt Bücher zu verkaufen. Mit einer gehörigen Portion Glück,
einem ebensolchen Quantum Chuzpe, jedoch ohne ausgeprägtes verlegerisches
Programm gelang ihm mit den Silbergäulen – der poetische Reihentitel mag dazu
beigetragen haben – der Eintritt in progressive literarische Kreise. Mit dem
großen Erfolg von Anna Blume gewann der Verlag Reputation und ökonomische
Stabilität. Warum Steegemann die Reihe 1923 auslaufen ließ und sich anderen
Verlagsprojekten zuwandte, ist ungeklärt; nachlassendes Publikumsinteresse
allein kann dafür nicht verantwortlich gemacht werden. – Nun kamen die
Bibliophilen auf ihre Kosten, denn der Sammler Lothar Hübl hatte nahezu die
komplette Serie der Silbergäule zur Ansicht mitgebracht – darunter auch spätere
Auflagen mit Umschlagvarianten sowie signierte Vorzugsausgaben. Er kommentierte
einzelne Titel, gegliedert nach klassischen Texten wie Die späten Hymnen
Hölderlins, politischen Texten, darunter solche von Kurt Hiller und Berta Lask,
den berühmten Dada-Ausgaben, weiteren literarischen Texten (Edschmid, Habicht,
Klabund), Parodien und Graphikeditionen. In dieser Fülle und Vollständigkeit
hatte wohl noch keiner der Anwesenden die Silbergäule zu Gesicht bekommen.
Herzlicher Applaus dankte dem Referenten für den gelungenen Abend, an dem auch
etliche Sammleranekdoten für heitere Intermezzi sorgten.
H. K.

Werkstattbesuch bei Mario Derra. Im 198. Heft der Marginalien
berichteten wir über eine Präsentation des vielseitigen Künstlers Mario Derra im
Gutenberg-Museum Mainz. Am 27. Mai besuchten die Pirckheimer-Freunde der Region
Rhein-Main-Neckar den vielseitigen Künstler im Alten E-Werk in Gernsheim, der
Geburtsstadt von Gutenbergs Gehilfen Peter Schöffer. Der gebürtige Gernsheimer
Derra zog 1977 in das nicht mehr benötigte und langsam verfallende
Elektrizitätswerk der Stadt und richtete es in mehrjähriger Arbeit zu Atelier,
Werkstatt, Galerie und Wohnung her. Inzwischen ist der Künstler, gerade von
einer Fernost-Reise zurückgekehrt, als Künstler in verschiedenen Disziplinen
weit bekannt und besonders in Südhessen eine „Institution“. In das Guinessbuch
der Rekorde wurde Derra als der Schöpfer der weltweit größten Lithographie (1,25
x 11,20 m) aufgenommen.
Der Künstler empfing die Pirckheimer, dem Weinbaugebiet Hessische Bergstraße
entsprechend, mit einem guten Tropfen. Dann ging es rasch an die Besichtigung
der umfangreichen Werkstattausrüstung. Diese umfaßt nicht nur die Gerätschaften
zur Ausübung der bekannten graphischen Techniken, sondern auch zahlreiche
Setzkästen und Andruckpressen für den Buchdruck. Die besondere Liebe von Mario
Derra gilt dem Steindruck. In den vergangenen Jahren beschäftigte er sich
intensiv mit dem Werk von Peter Schöffer, der ja zusammen mit Fust eine
erfolgreiche Druckwerkstatt mit angeschlossenem Buchhandel geführt hatte. Vor
dieser großen Farblitho-Folge stellte Derra den Besuchern die Technik der
Senefelderschen Erfindung des Flachdrucks vor, nicht ohne dabei auch auf
Schwierigkeiten und Tricks hinzuweisen.
Dann ging es zu den Druckmaschinen. Die Apparate zum Druck von Kupferstichen und
Radierungen erwiesen sich gegenüber den Steindruckmaschinen als Zwerge, denn für
den Druck von Lithos besitzt Derra je eine bis zu 8 Tonnen schwere
Schnelldruckpresse von Steinmesse & Stollberg und von Faber & Schleicher, wahre
Ungetüme. Imposant auch eine große Lichtdruck-Presse. Viele nicht abgeschliffene
Steine anderer Künstler hat Derra aufgehoben und damit einen Teil der Wände
dekoriert. Die Pirckheimer dankten dem Künstler mit herzlichem Applaus für seine
lebendigen Ausführungen und die vermittelten Einblicke in seine Arbeitswelt.
Ferdinand Puhe

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